Waghalsige Manöver, brenzlige Situationen: Velofahren ist kein Kinderspiel. Eine Virtual- Reality-Brille macht diese Gefahren erlebbar und sensibilisiert für ein vorausschauendes Verhalten im Strassenverkehr. Text: Deborah Burri; Illustrationen: tnt-graphics Velofahren Sicher auf zwei Rädern suva.ch/velo Hier finden Sie Tipps, mit denen das Velofahren sicherer wird. Feierabend in Luzern, auf den Strassen vor dem Bahnhof herrscht reger Verkehr. Nick Amstutz, damals noch Student, ist mit seinem Stadtvelo auf dem Weg ins Volleyball-Training. Auf dem Velostreifen fährt er rechts an den vor dem Rotlicht stehenden Autos vorbei, als es plötzlich kracht: «Auf einmal sprang beim Auto direkt vor mir die Tür der Beifahrerin auf. Für mich zu spät zum Bremsen. Dank meiner Körpergrösse krachte ich nicht direkt in die Autotür, sondern flog über sie hinweg auf die Strasse. Zum Glück trug ich einen Velohelm», erzählt der heutige Sportlehrer. Obwohl der Unfall schon ein paar Jahre zurückliegt, kann er sich noch gut an den Schreckensmoment erinnern. Zwar kam er mit leichten Rippenquetschungen davon, dennoch ist Amstutz seitdem besonders auf der Hut, wenn er mit dem Velo nah an parkierten oder stehenden Autos vorbeifahren muss. Solche Zusammenstösse – sogenannte Dooring-Unfälle – haben in den letzten Jahren zugenommen. Besonders in städtischen Quartieren werden Velofahrende häufig durch sich öffnende Autotüren erfasst. Eine Schweizer Studie, die in Zusammenarbeit mit dem universitären Notfallzentrum des Inselspitals Bern durchgeführt wurde, hat gezeigt: In den Jahren 2012 bis 2021 kam es in der Schweiz zu 561 Dooring-Unfällen und durchschnittlich 10 schwer und 46 leicht verletzten Radfahrenden pro Jahr. Im Jahr 2014 wurde eine Person sogar tödlich verletzt.* Für Velofahrende heisst das: Um auf Nummer sicher zu gehen, halten sie am besten einen Meter Seitenabstand zu längsparkenden Autos. Der empfohlene Abstand kommt nicht von ungefähr. Er richtet sich nach der «Dooring-Zone», die sich auf die tatsächliche Öffnungsbreite von Autotüren bezieht. Diese liegt meistens bei ca. 75 cm – durch den zusätzlichen Abstand erwischen Velofahrende die Tür beim Vorbeifahren nicht. Vorsicht beim Linksabbiegen und Kreiselfahren Zu den besonders gefährlichen Manövern für Radfahrende zählen Linksabbiegen und Kreiselfahren. Hier sind volle Aufmerksamkeit und eine deutliche Verständigung mit den anderen Verkehrsteilnehmenden gefragt. Beim Abbiegen nach links zeigen Velofahrende mit einem Blick zurück, einem klaren Handzeichen sowie dem richtigen Einspuren, wohin die Fahrt geht. *Quelle: Studie «Dooring-Fahrradunfälle mit schweren Verletzungsmustern: 10-Jahres-Studie eines Level-1-Traumazentrums». Nick Amstutz, Sportlehrer aus Luzern, ist auf dem Velo seit seinem Dooring-Unfall vorsichtiger unterwegs. 12 Suva benefit 3/2024
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