Benefit 04/2024

4/2024 Was treibt Sicherheitsprofis an, jeden Tag das Beste zu geben? Ein Gespräch über Rollen, Herausforderungen und das Tanken von Energie. Zwischen Helfer und Nervensäge Freizeitunfälle Warum NBU- Prävention sich lohnt. O du Gefährliche Mehr Schnitt- und Brandverletzungen während der Festtage.

«Als ich erfuhr, dass Schindler in der Rehaklinik Bellikon einen Lift einbauen sollte, wollte ich diesen Auftrag unbedingt begleiten – denn dort erlangte ich vor 15 Jahren meine Selbstständigkeit zurück.» Simon Boog, 32

FOTO: SAMUEL TRÜMPY «Als ich erfuhr, dass Schindler in der Rehaklinik Bellikon einen Lift einbauen sollte, wollte ich diesen Auftrag unbedingt begleiten. Denn in Bellikon erlangte ich vor 15 Jahren meine Selbstständigkeit zurück. Schliesslich durfte ich als Projektleiter im Jahr 2023 den neuen Lift planen und realisieren. Für mich war das wie ein Heimkommen – mit dem Ort verbinde ich nur gute Erinnerungen. Abgesehen von meinem ersten Tag in Bellikon. Der war der blanke Horror. Nach einem Skiunfall mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma und fast sechs Wochen Koma bestand ich nur noch aus Haut und Knochen. Ich konnte mich kaum ausdrücken, nicht selbstständig essen – und keinen Schritt gehen. Eine Ärztin sagte mir gleich nach dem Transfer, sie rechne mit sechs bis acht Monaten Klinikaufenthalt. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich wollte doch zwei Monate später am traditionellen Auffahrtsumritt in Beromünster die gesamte Strecke von 18 Kilometern mitlaufen. Allen zeigen, dass ich rasch wieder auf die Beine kommen würde. Dafür leistete ich Extraefforts, machte Liegestütze oder übte in meiner freien Zeit das Treppenlaufen. Mein starker Wille war zentral. Doch am meisten Kraft gaben mir wohl meine Familie und Freunde: In Bellikon hatte ich nur gerade an zwei Abenden keinen Besuch. Die 18 Kilometer überstand ich ohne grössere Probleme. Darauf bin ich heute noch stolz.» Simon Boog, 32 Heimkommen Vor Ort Nach einem Unfall begleitet und unterstützt die Suva die Betroffenen auf ihrem Weg zur Rehabilitation. Hier finden Sie weitere Informationen. suva.ch/wiedereingliederung Wiedereingliederung

Innehalten, nachdenken, sich austauschen Gerade in der Vorweihnachtszeit suchen viele von uns Momente der Besinnung. Fündig werden wir selten – zu hektisch ist unser Alltag. Sicherheitsbeauftragten Personen geht es in ihrem Job ähnlich: Für grundlegende Fragen wie «Was tue ich genau?» und «Schaffe ich Mehrwert für mein Unternehmen?» bleibt selten Zeit. Deshalb haben wir eine Zeitinsel geschaffen und drei Personen zum Gespräch eingeladen. Lesen Sie die teils verblüffenden Aussagen in unserem Schwerpunkt ab Seite 6. «Freizeit ist Privatsache. Deshalb machen wir keine NBU-­ Prävention», hört man in vielen Unternehmen. Dabei lohnt es sich, mit einem strukturierten Konzept gegen Nichtberufsunfälle vorzugehen. Was das bringt, erklärt Karim Sandig von Coop ab Seite 12. Wir wollen Ihnen im benefit keine Angst machen, Sie aber über aktuelle Gefahren informieren. Zum Beispiel über Risiken an Weihnachten und Silvester (Seite 11), zum Thema bessere und schlechtere Leitern (Seite 15) oder wenn es draussen kalt, glatt und eisig wird (auf dieser und auf Seite 5). Die Redaktion wünscht Ihnen frohe, sichere Festtage, Zeitinseln um innezuhalten und einen guten Start ins neue Jahr. Stefan Joss, Chefredaktor Impressum 1 Wetter prüfen: Informieren Sie sich rechtzeitig über die aktuellen Wetterverhältnisse, bevor Sie das Haus verlassen. So sind Sie auf Glatteis und Schneefall vorbereitet. 2 Passende Schuhe anziehen: Tragen Sie rutschfeste Schuhe mit gutem Profil. Bei extremen Bedingungen helfen zusätzlich Spikes für sicheren Halt. 3 Zeit einplanen: Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für Ihren Arbeitsweg oder für Erledigungen. Stress und Eile erhöhen das Risiko, auszurutschen und zu stürzen. 4 Sicheres Fortbewegungsmittel wählen: Verzichten Sie bei winterlichen Verhältnissen auf das Velo und nutzen Sie stattdessen öffentliche Verkehrsmittel oder gehen Sie zu Fuss. 5 Fitness fördern: Regelmässige Bewegung stärkt Ihre Muskulatur und verbessert das Gleichgewicht. Sturzfrei durch die kalte Jahreszeit Saisonale Tipps Abonnieren Sie Ihr persönliches «benefit»: suva.ch/benefit suva.ch/sturz-im-winter Herausgeberin: Suva, Postfach, 6002 Luzern suva.ch; benefit@suva.ch Konzeption, Layout & Illustration: tnt-graphics AG Redaktion: Amire Berisha, Deborah Burri, Alois Felber, Nadia Gendre, Silke Landtwing Übersetzungen: Sprachenmanagement der Suva Fotografie: Sébastien Agnetti, Erwin Auf der Maur, Dominic Steinmann, Samuel Trümpy Bestellungen: suva.ch/benefit Adressänderungen: Suva, Kundendienst, Postfach, 6002 Luzern, 058 41112 12, kundendienst@suva.ch Dieses Magazin wird klimaneutral in der Schweiz gedruckt: myclimate.org. Suva benefit 4/2024 3

Änderung beim Inkasso – gültig ab 1. Januar 2025 Betreibung auf Konkurs Ombudsstelle Faire Lösungen für alle Versicherten Einwärmen mit Wendy Sicher auf den Pisten mit «Slope Track» Am 1. Januar 2025 tritt das revidierte Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG) in Kraft. Werden Prämienrechnungen der Suva trotz Mahnungen nicht bezahlt, wird aufgrund der neuen gesetzlichen Bestimmungen eine Betreibung auf Konkurs eingeleitet. Die Suva ist verpflichtet, diese Anpassungen umzusetzen. Eine richterlich verfügte Konkurseröffnung bedeutet: • Schliessung des Unternehmens, Löschung im Handelsregister • Möglichkeit der öffentlichen Einsichtnahme in das Verfahren, auch nach Löschung des Unternehmens • mögliche Haftung mit dem Privatvermögen Der Suva ist es wichtig, eine faire Lösung zu finden. Daher bietet sie viertel- oder halbjährliche Ratenzahlung zu attraktiven Konditionen an. Wenn Sie Fragen zum Inkasso oder zu Ihren Zahlungsmöglichkeiten haben, zögern Sie bitte nicht und kontaktieren Sie Ihre Suva-Agentur. Erfahren Sie mehr zum Inkasso: suva.ch/inkasso ‌Die Ombudsstelle steht allen Versicherten der Suva zur Verfügung, sofern sie noch keinen Rechtsbeistand haben. Wer mit einem Entscheid der Suva nicht einverstanden ist, kann sich an die Ombudsstelle wenden. In etwa der Hälfte aller Interventionen bei der Suva gelingt es der Ombudsstelle, eine Einigung zu finden. Weitere Informationen zur Ombudsstelle: suva.ch/ombudsstelle Mit der «Slope Track»-App sind Sie bestens für die Wintersportsaison gerüstet. Die App unterstützt Schneesportlerinnen und -sportler dabei, gezielt ihre Fitness zu verbessern und die körperlichen Belastungen auf der Piste zu minimieren. Sie erfahren, welche Kräfte während der Abfahrt auf Ihren Körper wirken und die Aufwärmübungen von Wendy Holdener sorgen dafür, dass Sie auf jede Abfahrt vorbereitet sind. Die App «Slope Track» ist ein wichtiger Ratgeber für alle, die Schneesport treiben. suva.ch/slopetrack App für die Piste 4 Suva benefit 4/2024

Tipps für Hausdienst-Verantwortliche Schützen Sie Ihre Mitarbeitenden im Winter Sind Sie als Hauswartin, Hauswart oder im Facility-Management tätig? Arbeiten Sie im Bauamt einer Gemeinde oder besitzen Sie ein Haus? Dann ist es jetzt an der Zeit, «Ihre» Liegenschaften und Aussenbereiche auf den Winter vorzubereiten. Diese Schritte haben Sie sicher schon umgesetzt: 1 Organisation sicherstellen: Ihr Team frühzeitig informieren und alle notwendigen Geräte und Hilfsmittel für den Wintereinsatz bereitstellen Das können Sie tun, wenn der Winter da ist: 2 Schnee und Eis entfernen: Wege für Fussgängerinnen und Fussgänger und Fahrzeuge bestmöglich freihalten 3 Prioritäten setzen: Insbesondere Treppen und Rampen schneefrei halten, da diese im Winter rutschgefährdet sind. 4 Frost- und Salzschäden melden und beheben: Risse und Schäden durch Frost führen oft zu einer schnelleren Zerstörung von Oberflächen. Treffen Sie Sofortmassnahmen, um Unfälle zu vermeiden. Mehr Winter-Tipps für den Hausdienst: suva.ch/44088.d ILLUSTRATIONEN: TNT-GRAPHICS mySuva 5 Jahre Innovation für Sie Als Pilotprojekt gestartet, nutzen mySuva heute rund 65 000 Betriebe. Rico Keller ist mitverantwortlich für die Weiterentwicklung von mySuva. Er blickt für uns zurück – und in die Zukunft. Mit Blick auf die letzten fünf Jahre: Worauf bist du stolz? Ein Highlight ist der positive ökologische Einfluss: Durch die Digitalisierung konnten wir in den letzten zwei Jahren über 2,5 Millionen Seiten Papier einsparen. Das entspricht etwa 250 geretteten Bäumen. Welche Services werden am meisten genutzt? Am häufigsten wird die Lohndeklaration genutzt, da diese einfach und schnell über mySuva abgewickelt werden kann. Auch der digitale Austausch von Dokumenten ist sehr beliebt. mySuva benachrichtigt Nutzerinnen und Nutzer über neue Dokumente und leitet sie direkt zum Inhalt. Auf welche technologischen Trends möchte die Suva reagieren? Wir wollen unseren Nutzerinnen und Nutzern zukünftig einen Rund-um-die-UhrService anbieten. Sie sollen auch ausserhalb der Geschäftszeiten Antworten auf Anliegen mit einer gewissen Komplexität erhalten. Rico Keller, Product Manager, Suva suva.ch/mysuva Bereits rund 65000 unserer versicherten Betriebe haben sich für mySuva registriert und nutzen das Portal für die einfache Zusammenarbeit mit der Suva. Registrieren auch Sie sich jetzt. Suva benefit 4/2024 5

Gitte Björn Head Occupational Safety, Health and Environment Seit 14 Jahren beschäftigt sich Gitte mit Sicherheitsthemen, seit 2016 bei der SR Technics in Zürich-Flughafen. Bei diesem Industriebetrieb, der Flugzeugtriebwerke wartet, arbeiten in der Schweiz rund 1400 Personen. Beat Eggimann Leiter Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Beat arbeitet seit 25 Jahren als Sicherheitsbeauftragter – seit 2023 bei der Volken Group in Visp. Das Unternehmen in der Hoch- und Tiefbaubranche beschäftigt je nach Saison 450 bis 550 Mitarbeitende. Natascha Schoch Chemiekoordinatorin Natascha ist gelernte Chemielaborantin und beschäftigt sich seit zwei Jahren mit der Sicherheit in den Labors der IBM Research in Rüschlikon. Dort arbeiten mehrere Hundert Mitarbeitende.

Kaum jemand, der mit Sicherheit und Prävention zu tun hat, findet Zeit, sich mit der eigenen Rolle zu beschäftigen. Wir haben drei Sicherheitsprofis zum Gespräch getroffen und gefragt, was sie an ihrer Arbeit schätzen und ob sie manchmal auch verzweifeln. Text: Stefan Joss; Fotos: Dominic Steinmann Wir sprechen heute unter anderem über eure Rollen im Betrieb. Ihr habt euch selbst als Anlaufstelle, Dienstleisterin, Google, Helfer, Nervensäge und Umsetzerin bezeichnet. In welcher Rolle fühlt ihr euch am wohlsten? Natascha Schoch: Ich finde die Anlaufstelle am besten. Das sollten wir für die Mitarbeitenden sein. Beat Eggimann: Ich bin Google, denn man kann mich alles fragen, und ich weiss meistens eine Antwort. Ich sehe mich zudem als Dienstleister und Umsetzer. Gitte Björn: Ich fühle mich überall wohl. Sogar als Nervensäge? Gitte: Sogar als Nervensäge – mein CEO kann das bezeugen. Niemand will Polizei spielen. Warum? Gitte: Die Polizei sucht Schuldige. Als Sicherheitsbeauftragte (SiBe) lernst du bei der Unfallabklärung von Beginn weg: Suche nach Möglichkeiten, um Unfälle zu verhindern. Nicht nach Schuldigen. Roundtable «Ich lebe für die Sicherheit» Vorgeschlagene Rollen: Anlaufstelle, Berater, Dienstleisterin, einsamer Rufer in der Wüste, Freundin, Google, Helfer, Kämpferin, Nervensäge, Polizist, Treiberin, Überzeuger, Umsetzerin sowie Verfechter. Natascha: Die Polizistenrolle stünde zudem im Widerspruch zu den anderen. Niemand geht zur Polizei und sagt: «Ich habe etwas falsch gemacht. Was würdet ihr mir raten?» Wir sind eine vertrauensvolle Anlaufstelle. Welche Rolle nimmt man denn ein, wenn man STOPP sagt? Beat: Ganz klar die des Helfers. Mit dem STOPP unterstütze ich die Mitarbeitenden dabei, am Abend wieder gesund nach Hause gehen zu können. Ich gehe nicht auf die Baustelle, um herumzubrüllen. Ich frage: «Warum machst du das so?», damit ich es verstehen und helfen kann. Gitte: Das «STOPP, komm von der kaputten Leiter herunter» ermöglicht genau das: Zu schauen, warum jemand etwas so tut. Oft möchten die Mitarbeitenden dem Unternehmen etwas Gutes tun. Sie sagen sich: «Wenn ich das noch schnell mache, sind wir früher fertig.» Niemand kommt am Morgen ins Geschäft und sagt: «Heute will ich mein Bein brechen.» Suva benefit 4/2024 7

«Mein Ansporn: Ich will nicht, dass jemand anderem etwas so Schlimmes passiert wie mir mit 18 Jahren.» Beat Eggimann, Volken Group Fehlt euch eine Rolle, um noch mehr Wirkung erzeugen zu können? Natascha: Nein. Ich habe das Privileg, in einer Firma zu arbeiten, in der die Geschäftsleitung Wert auf unsere Meinung legt. Unsere Expertise kann einen wesentlichen Beitrag zur Prävention leisten und somit auch die Reputation des Unternehmens schützen. Vielfältige Kompetenzen gefragt Ihr habt aufgeschrieben, welche Kompetenzen SiBes haben sollten, nämlich Ehrlichkeit, Empathie, Fachkompetenz, Lernbereitschaft, Offenheit, Organisationstalent, Rückgrat, Strukturiertheit, Vertrauen, Vorbild sein, zuhören können. Warum genau diese? Beat: Ohne Fachkompetenz könnte ich auf der Baustelle nicht erkennen, ob die Mitarbeitenden ihre Arbeit sicher machen und welche Lösungen auch denkbar wären. Natascha: Ich finde Rückgrat zentral. Ich weiss nicht, ob ich je wieder zur Arbeit gehen könnte, wenn sich jemand verletzt hat, nur weil ich Angst hatte, die Person mit den Sicherheitsanweisungen und Regeln zu verärgern. Auch Lernbereitschaft ist wichtig: Weil mein Chef diese bei mir gespürt hat, hat er mich als 21-Jährige eingestellt. Ohne geht es in diesem Job nicht, denn jedes Jahr ändern sich die Regeln. Mit neuen Maschinen tauchen auch immer wieder neue Gefahren auf. Gitte: Ich arbeite mit 59 verschiedenen Kulturen zusammen, jede ist ein bisschen anders. Mit Empathie merke ich, wo der Schuh drückt. Plappere ich etwas aus, das mir jemand unter vier Augen gesagt hat, ist das Vertrauen kaputt. Dann kommt niemand mehr zu mir. Gibt es irgendwo in der Schweiz eine Person, die all diese Kompetenzen abdecken kann? Gitte: Vieles bringt man schon mit, einige Kompetenzen kann man lernen. Gute SiBes bringen zum Beispiel Empathie mit. Niemand geht in einen Suva-Kurs nach Luzern und ist nachher plötzlich empathisch. Natascha: Arbeitssicherheit ist kein Beruf, nach dem die Leute schreien. Oft haben die SiBes persönliche Erfahrungen mit Unfällen gemacht und wollen sich bewusst für die Sicherheit engagieren. Sie bringen also tatsächlich einiges mit. Die Schattenseiten Habt ihr auch schon gesagt: «Mir reicht es, ich schmeiss meine Arbeit hin»? Gitte: Das kommt mir bekannt vor. Beat: Wenn ich einen Bauarbeiter auffordere, seinen Helm anzuziehen und nach fünf Minuten ist sein Kopf wieder ungeschützt, finde ich dies schon mühsam. Welche Strategien habt ihr gegen das Aufhörenwollen? Beat: Erstens ist Sicherheit meine Leidenschaft, dafür lebe ich und das gebe ich nicht einfach so auf. Zudem nehme ich mehrmals pro Jahr eine Woche Ferien und suche meine Ruhe bei meiner zweiten Leidenschaft, dem Tauchen. Gitte: Das ist praktisch, da «schnorret» auch keiner unter Wasser. Beat: Ganz genau. Danach stecke ich solche Situationen wieder besser weg. Im konkreten Fall mit dem fehlenden Helm gab es zuerst eine Sitzung mit der Person, dem Abteilungsleiter und dem PersonalHohe Aufmerksamkeit unter drei Fachkräften, die alle das Gleiche tun: sich mit Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im eigenen Unternehmen beschäftigen. 8 Suva benefit 4/2024

«Du lernst von Beginn weg: Suche keine Schuldigen. Suche nach Möglichkeiten, um Unfälle zu vermeiden.» Gitte Björn, SR Technics dienst, anschliessend eine schriftliche Verwarnung. So etwas mache ich nicht gerne. Aber durch diese Massnahme verbesserte sich die Einhaltung der Helmtragepflicht auf den Baustellen merklich. Natascha: Nach nur zwei Jahren im Job habe ich noch nicht so viele schwierige Momente wie ihr beiden erlebt. Aber auch im Labor trifft man punktuell auf Personen, die «vergessen», den Laborkittel anzuziehen. Meine Strategie ist, mich an den positiven Feedbacks zu orientieren. Zum Beispiel, wenn jemand sagt: «Danke, dass du nach meinem Unfall so gut auf mich geschaut hast.» Oder die Geschäftsleitung, welche sich nach einem grösseren Audit bei uns bedankt und wertschätzt, dass wir sie mit unserer Expertise und Fachkompetenz unterstützen konnten. Gitte: Ich finde meinen Ausgleich in der Freizeit. Mir geht es nahe, wenn im Job Unfälle passieren oder es jemandem gesundheitlich schlecht geht. Dann frage ich mich, ob ich etwas falsch gemacht habe oder mehr hätte tun müssen. Ich tausche mich in solchen Situationen mit einer Vertrauensperson aus und erzähle, was gerade in mir vorgeht. Das hilft mir enorm. Die Sonnenseiten Woran merkt ihr, dass ihr mit eurer Arbeit Mehrwert schafft? Natascha: Zu Beginn meiner IBM-Zeit gingen viele Mitarbeitende mit ihren Sicherheitsfragen ausschliesslich zu meinen männlichen Kollegen. Ich war neu, die jüngste Mitarbeiterin und hatte wenig Erfahrung – und landete in der Forschungswelt, einer Männerdomäne. Unterdessen habe ich gemerkt, dass ich die Anlaufstelle für Frauen im Betrieb geworden bin. Darauf bin ich sehr stolz. Beat: Ich erkenne es an der Dankbarkeit. Wir haben aktuell eine Baustelle mit dauerhaft hoher Lärmbelastung. Bei der Geschäftsleitung habe ich rasch grünes Licht für einen individuell angepassten Ohrenschutz für alle Mitarbeitenden erhalten. Die Dankbarkeit der Mitarbeitenden kam tief aus dem Herzen und hat mich berührt. Gitte: Ich merke es, wenn die Mitarbeitenden zu mir kommen, bevor es zu einem Zwischenfall kommt, damit wir gemeinsam nach Lösungen suchen können. Und natürlich an den rückläufigen Unfall- und Absenzzahlen. Bitte komplettiert diesen Satz: «Mich braucht es nicht mehr, wenn …» Natascha: … niemand mehr arbeitet. Gitte: … alle so denken wie wir SiBes. Beat: Ich glaube nicht, dass es uns irgendwann nicht mehr braucht. Möchten Sie sich in Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz weiterbilden? Bei der Suva können Sie das auf drei Niveaus: Assistent/-in, Spezialist/-in und Expert/-in. suva.ch/asgs ASGS-Ausbildungen Suva benefit 4/2024 9

Energie tanken Woraus schöpft ihr Kraft? Gitte: Eindeutig durch den Austausch mit den Leuten. Ich gehe einfach in den Betrieb raus und suche den Kontakt. Hin und wieder kommt jemand auf mich zu und bedankt sich für etwas. Es kam auch schon vor, dass ich gedacht habe: «Oh, das habe ich gemacht? Das war mir gar nicht so bewusst.» Natascha: Es mag eine Generationenfrage sein, ich weiss es nicht. Bei mir ist es auf jeden Fall so: Seit Abschluss meiner Lehre ist mein Vorsatz, nie in einer Firma zu arbeiten, in der ich nicht glücklich bin. Ich muss auf dem Weg zur Arbeit keine Freudensprünge machen. Aber ich bleibe nur, wenn ich grundsätzlich zufrieden und glücklich bin. In meinem aktuellen Job bin ich das. Und wenn es dir doch schlecht geht, was hilft dir dann? Natascha: An einem solchen Tag gehe ich am Mittag raus in einen Park und beschäftige mich mit dem, was mich als Menschen glücklich macht. Ich atme durch, distanziere mich und gehe dann wieder zurück. Beat: Als ich gerade mal 18 Jahre alt war, wurde ich in einen tödlichen Unfall verwickelt. Es folgte eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Das Gericht bestätigte zum Glück, dass mich bei diesem Drama keine Schuld traf. Aus diesem Erlebnis habe ich eines gelernt: Ich will nicht, dass jemand anderes auch so etwas erleben muss. Das ist seither mein Ansporn. Natascha: Vor allem, wenn es vermeidbar gewesen wäre. Es gibt viele Situationen im Leben, die nicht vermeidbar sind. Aber es gibt auch so viele, bei denen man etwas tun kann. Beat: Und es gibt so vieles, das man tun kann: so viele verschiedene Möglichkeiten, um die Menschen zu schützen. Setzt ihr diese emotionalen Geschichten in eurer Kommunikation im Unternehmen ein? Natascha: Mit Bedacht, denn es ist ein schmaler Grat zwischen dem Darstellen der Realität und Angstmacherei. Ist Angst im Spiel, passieren noch mehr Unfälle. Gitte: Da bin ich einverstanden, ich benutze diese Geschichten aber schon ab und zu. Zum Beispiel wenn ich sage: «Willst du wirklich zu jemandem nach «Mein Partner lacht mich aus, wenn ich im Ausgang bei einem Defibrillator sofort anhand des Datums checke, ob er noch einsatzfähig ist.» Natascha Schoch, IBM Research Fühlt sich bei ihrem Arbeitgeber wohl und sieht viel Sinn in ihrem Engagement: Natascha Schoch. Hause gehen müssen mit der Botschaft, dass der Partner von der Arbeit nicht mehr zurückkommt?» Beat: Für mich ist es nicht ein Angstmachen. Sondern die Aussage, dass ich mich um jemanden sorge. Im Sinne von: «Ich will nicht, dass dir das auch passiert.» Natascha: Ich finde, unsere Berufsgruppe hat sowieso einen etwas anderen Blick auf die Welt. Mein Partner lacht mich jeweils aus, wenn ich im Ausgang in Zürich einen Defibrillator sehe und sofort anhand des Datums checke, ob er noch einsatzfähig ist. Oder mich in den Ferien darüber aufrege, dass der Feuerlöscher nicht richtig platziert ist. Ein Wunsch frei Bald ist Weihnachten. Was wünscht ihr euch für die Sicherheit in eurem Betrieb? Natascha: Die hohen Anforderungen an Reportings können manchmal eine Herausforderung sein. Ich wäre froh, wenn wir ab und zu mehr Fokus auf Kernaufgaben und Sicherheit setzen könnten und weniger auf die internationalen Administrationen. Beat: Ich hätte gerne ein Budget zur Verfügung, um gewisse Massnahmen noch rascher umsetzen zu können. Gitte: Ich wünsche mir, dass sich die Mitarbeitenden mehr um ihre eigene Gesundheit kümmern. Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews unter anderem Tipps und Tricks zur Kommunikation mit Mitarbeitenden, Führungskräften und der Geschäftsleitung: suva.ch/roundtable Roundtable, Teil 2 10 Suva benefit 4/2024

Gefährliche Festtage ILLUSTRATION: TNT-GRAPHICS *QUELLE: BERATUNGSSTELLE FÜR BRANDVERHÜTUNG Beim Aufstellen des Weihnachtsbaums, beim Zubereiten des Festessens oder beim Abfeuern der Silvesterraketen: Während der Festtage nimmt die Zahl von Schnitt- und Brandverletzungen deutlich zu. suva.ch/festtage Weihnachten und Silvester Während der Advents- und Weihnachtszeit ereignen sich fast 70 Prozent der Unfälle mit einem Messer in der Küche. Die Heil- und Taggeldkosten bei solchen Schnittverletzungen liegen im Schnitt bei 1400 Franken pro Fall. An Heiligabend kommt es zu 60 Prozent mehr Schnittverletzungen mit dem Messer als an anderen Tagen im Dezember. An Silvester sind es rund 30 Prozent mehr als an gewöhnlichen Dezembertagen. Im Dezember gibt es in der Schweiz mehr als 60 Brände pro Woche, die durch Kerzen verursacht werden. Das sind sechsmal mehr Brände als im November.* Eine Wunderkerze hat eine Zündtemperatur von über 400 Grad. 400° Brandgefährlich Jedes Jahr werden über 200 Personen durch Feuerwerkskörper verletzt. Rund 30 Prozent davon um Silvester. 200 Personen 60 % Suva benefit 4/2024 11

Unfälle führen zu Leid, Kosten und Aufwand – egal ob sie im Betrieb oder zuhause passieren. Dennoch machen viele Unternehmen einen grossen Bogen um die Prävention von Nichtberufsunfällen. Warum NBU-Prävention sich lohnt, zeigt dieser Artikel. Text: Stefan Joss; Illustrationen: tnt-graphics Präventionsarbeit Freizeit ist (k)eine Privatsache! Kevin hat sich am Wochenende beim Sport verletzt. Er fällt ein paar Tage aus», heisst es montags wohl in so manchen Betrieben der Schweiz. Der fiktive Mitarbeiter Kevin gehört damit zu einer Mehrheit, denn rund zwei Drittel aller Unfälle geschehen in der Freizeit. Arbeit und Freizeit: zwei Welten Warum gibt es mehr Freizeit- als Berufsunfälle? Einerseits hat sich die Arbeitssicherheit in den letzten Jahrzehnten laufend professionalisiert. Andererseits sind die Voraussetzungen in den beiden Welten unterschiedlich: Während im Betrieb viele Tätigkeiten immer gleich ablaufen, sind sie in der Freizeit oft unterschiedlich und vielfältiger. Verbindliche Regeln und Weisungen helfen den Mitarbeitenden, Gefahren im Betrieb besser einzuschätzen. Ein grosser Unterschied liegt zudem im Gesetz: Mitarbeitende sind verpflichtet, bei Abklärungen zu Berufsunfällen * NEU REGISTRIERTE FÄLLE 2023 (UVG OHNE UVAL). QUELLE: UNFALLSTATISTIK.CH mitzuhelfen. Bei einem Freizeitunfall darf der Arbeitgeber zwar Fragen zum Hergang stellen, detaillierte Antworten sind aber keine Pflicht. Hohe Kosten für den Betrieb Fehlt unser Kevin bis Ende der Woche, bezahlt der Unfallversicherer mehrere tausend Franken. Für Kevins Arbeitgeber sind die Kosten mindestens doppelt so hoch: Der Unfall führt etwa zu Zeitverlust, Lohnfortzahlungen, betrieblichen Störungen, Stress oder auch zu Umsatzverlust. Und bei allen Zahlen darf man nicht vergessen: Wahrscheinlich hat Kevin seit dem Wochenende Schmerzen. 3000 Führungskräfte Karim Sandig ist Leiter Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz bei Coop Trading. Die Grösse der Zielgruppen, mit denen er und seine 1000 Sicherheitsbeauftragten (SiBes) zu tun haben, sind eindrücklich: Bei den Filialen von Jumbo, Coop City, Wo Unfälle geschehen Was Unfälle kosten Berufsunfälle Nichtberufsunfälle 32 % 68 % Von 893000 neu registrierten Unfällen 2023 ereigneten sich rund doppelt so viele in der Freizeit wie während der Arbeit.* Die Erfahrungszahlen sind je nach Betrieb und Branche unterschiedlich und bewegen sich zwischen 600 und 1000 Franken pro Ausfalltag. Der Kurs «Freizeitunfälle reduzieren – systematisch und wirkungsvoll» richtet sich an Führungskräfte, Sicherheitsbeauftrage und HR-Verantwortliche, die anhand eines Präventionskonzepts Freizeitunfälle vermeiden wollen. suva.ch/fur 12 Suva benefit 4/2024

Mythen und Irrtümer der NBUPrävention der Freizeitunfälle geschehen bei Sport und Spiel 1. Freizeit ist Privatsache Das ist korrekt – trotzdem dürfen Arbeitgebende Freizeitthemen ansprechen. Die Prävention von Nichtberufsunfällen (NBU) setzt auf Sensibilisierung und Information. Es geht nicht darum, bestimmte Aktivitäten oder Sportarten zu verbieten. 2. Für Kuschel-Workshops haben wir keine Zeit Betriebe investieren in sichere Arbeitsplätze und darin, dass Mitarbeitende am Abend gesund nach Hause gehen. Der Betrieb darf die Erwartung äussern, dass die Mitarbeitenden sich in der Freizeit bewusst verhalten und am Morgen gesund zur Arbeit erscheinen. 3. NBU-Prävention kostet nur Von Gesetzes wegen tragen die Mitarbeitenden die NBU-­ Prämien; viele Arbeitgebende beteiligen sich aber daran. Was weit mehr ins Gewicht fällt, sind die indirekten Kosten wegen Absenzen. Karenztage, organisatorische Umtriebe und Produktivitätseinbussen sind nicht versichert. 4. Es reicht, monatlich ein Plakat aufzuhängen Damit die Präventionsarbeit Wirkung zeigt, muss sie strukturiert und langfristig erfolgen. Es lohnt sich, ein massgeschneidertes Konzept für den eigenen Betrieb zu erarbeiten und danach zu handeln. 5. Freizeitsicherheit ist Sache des SiBes und HR Der oder die Sicherheitsbeauftragte (SiBe) ist wichtig. Aber auch Vorgesetzte sind entscheidend. Sie sind Vorbilder, Multiplikatoren ihrer Präventionsthemen und Kommunikatoren. Ebenfalls zentral ist das klare Commitment der Geschäftsleitung, nicht nur durch das Bewilligen eines Budgets. 34 % 5

Christ, Import Parfumerie, Interdiscount oder Bodyshop arbeiten rund 8500 Mitarbeitende, davon sind 3000 Führungskräfte. Ohren auf Sandig sagt: «Für mich ist es ganz zentral, mit diesen Führungskräften in Kontakt zu sein und gut zuzuhören.» Der engagierte SiBe will am Puls sein. Zum Beispiel, indem er alle neuen Führungskräfte in Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz schult, alle sechs Monate an den Verkaufsstellenmeetings 30 bis 45 Minuten über Sicherheit spricht und jede Filiale jährlich auditiert. Durch den Kontakt zu den Führungskräften habe er 2014 erfahren, dass viele Mitarbeitende in den Wintermonaten wegen Skiunfällen fehlten. Die Analyse der Unfallzahlen habe dies bestätigt, erzählt pagnen nahmen die Freizeitunfälle um rund 10 Prozent ab.» Beachtlich, bei rund 8500 Personen. Strukturiertes Konzept als Basis Karim Sandig stützt sich bei seiner NBU-­ Prävention auf ein Konzept (siehe oben), das er im Suva-Kurs «Freizeitunfälle reduzieren – systematisch und wirkungsvoll» erarbeitet hat. Woher nimmt der umtriebige Teamleiter Sicherheitsdienst seine Motivation für die Prävention? Das habe mit einem Schlüsselerlebnis zu tun, erzählt Sandig. Ein junger Mitarbeiter hätte sich vor ein paar Jahren beim Holzzuschneiden gravierend die Hand verletzt. «Als Vater von drei Kindern hat mich das betroffen gemacht und bestärkt, Unfälle wenn immer möglich zu vermeiden – egal ob im Betrieb oder in der Freizeit.» er. «Also haben wir 2015 die erste NBU-­ Kampagne zum Thema Skifahren gestartet.» Die Mitarbeitenden konnten eine passende Skibrille mit UV-Schutz stark vergünstigt kaufen, und Coop bezahlte einen Teil der Kosten des Ski-Services. 2016 lag der Fokus der Folgekampagne auf dem Thema Gleichgewicht. Sandig organisierte für Coop Trading acht Suva-Stolperparcours. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. «Nach den beiden KamKarim Sandig, Teamleiter Sicherheitsdienst sowie Leiter Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für die Direktion Coop Trading. So erstellen Sie ein strukturiertes NBU-Präventionskonzept 1. Daten analysieren Recherchieren Sie für wirkungsvolle Präventionsmassnahmen Unfallzahlen und Ausfalltage in Ihrem Betrieb. Finden Sie heraus, welche Personengruppen besonders betroffen sind. 2. Commitment einholen Stellen Sie der Geschäftsleitung die Ergebnisse Ihrer Analyse vor und holen Sie sich den Auftrag für ein NBU-Konzept. Zeigen Sie auf, was die bisherigen Unfälle das Unternehmen gekostet haben. 3. Ursachen ermitteln Finden Sie heraus, wo und wie die meisten Unfälle geschehen. Suchen Sie auch nach den Gründen. Passieren Unfälle wegen individuellen Verhaltens, wegen Verhältnissen oder aufgrund mangelhafter persönlicher Voraussetzungen? 4. Ziele formulieren Definieren Sie Ihre Zielgruppen und formulieren Sie für diese Ziele anhand der SMART-Formel (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert). Legen Sie Messmethoden und -grössen fest. 5. Massnahmen planen Wählen Sie Massnahmen anhand Ihrer Unfallschwerpunkte und Ziele aus. Reiner «Frontalunterricht» oder Plakataktionen zeigen nur wenig Wirkung. Gestalten Sie Ihre Massnahmen interaktiv und erlebnisorientiert. Erst Erkenntnis führt zu Verhaltensänderungen. 6. Antrag stellen Fassen Sie die Punkte aus Ihrer Analyse und Massnahmenplanung für die Geschäftsleitung zusammen: Was haben Sie festgestellt? Was hat Priorität? Was wollen Sie mit welchem Budget erreichen? Welche Beträge lassen sich mit dem Konzept einsparen? 7. Massnahmen umsetzen Wurde das Präventionsprojekt bewilligt, können Sie es in die Tat umsetzen. Beobachten Sie, wie es sich in der Praxis bewährt und korrigieren Sie, wo nötig. 8. Erfolg kontrollieren Nach der Kampagne ist vor der Kampagne. Ziehen Sie Bilanz und fassen Sie die Geschehnisse zusammen: Eine Beurteilung der (Miss-)Erfolge, Hürden, Abweichungen oder des Kosten-Nutzen-­ Verhältnisses helfen bei der weiteren Planung. 14 Suva benefit 4/2024

Die erste Wahl für Arbeiten bis 2 Meter Höhe: Die leichte Plattformleiter ist sicherer und stabiler als herkömmliche Bockleitern und zudem mobil einsetzbar – eine lohnende Investition in die Arbeitssicherheit. suva.ch/plattformleiter Leichte Plattformleiter Das Ding FOTO: ERWIN AUF DER MAUR Die sichere Variante zur Bockleiter Die leichte Plattformleiter bietet gegenüber den Bockleitern mehr Sicherheit: Sie ist stabiler im Stand, hat Stufen, einen zweiseitigen Handlauf, eine grosse Arbeitsplattform und eine bis zu einem Meter hohe Teilumwehrung. Das macht sie für Arbeiten bis 2 Meter Höhe zur ersten Wahl und es braucht keine zusätzlichen Absturzsicherungsmassnahmen. Eine Investition, die sich auszahlt Die Investition in eine leichte Plattformleiter lohnt sich: Dank der auf Sicherheit und Stabilität ausgerichteten Konstruktion passieren weniger Unfälle. Das rentiert sich: Jeder Franken, der in die Arbeitssicherheit investiert wird, zahlt sich früher oder später doppelt aus. Einsatzbereiche für die leichte Plattformleiter Ob bei Schalungs-, Bewehrungs- und Betonarbeiten, Elektroinstallationen oder für den Betriebsunterhalt – dank dem geringen Gewicht ist die leichte Plattformleiter für vielfältige Einsatzbereiche ausgelegt. Sie ist mobil einsetzbar und passt in jeden grösseren Lieferwagen. Suva benefit 4/2024 15

Urs Suter verbessert bei Interiman das Absenzenmanagement und sorgt für schnelle Datenerfassung und Prävention. Aus der Praxis Interiman Group Services SA in Renens verleiht über ihre zwölf spezialisierten Firmen bis zu 30 000 Temporär-­ Mitarbeitende pro Jahr. Seit Urs Suter, Leiter Administration, ein strenges, zentralisiertes Absenzenmanagement eingeführt hat, sinken Absenzen und Kosten. Und die Präventionsarbeit verbessert sich. Text: Nadia Gendre; Foto: Sébastien Agnetti Absenzenmanagement = Prävention 16 Suva benefit 4/2024

Tipps von Urs Suter 3 1 Sammeln Sie Informationen immer in hoher Qualität, um rascher auf Unfälle reagieren zu können und um die Prävention für die Zukunft zu optimieren. 2 Suchen Sie in den von der Suva und dem Krankenversicherer gelieferten Unternehmensstatistiken nach wertvollen Indikatoren, um konkrete Massnahmen ergreifen zu können. 3 Geben Sie vor dem Einsatz der Temporär-Mitarbeitenden Anweisungen pro Arbeitsplatz und machen Sie Sicherheitsschulungen. Massnahmen «Meine oberste Priorität bestand darin, die Daten an einem einzigen Ort zu sammeln. Deshalb haben wir ein Team von sechs Case-Management-Spezialisten zusammengestellt, um alle wichtigen Details zu gemeldeten Unfällen oder Krankheiten in weniger als einer Woche zu erfassen. Das Team bleibt mit den abwesenden Personen in Kontakt und sucht mit den zuständigen Institutionen nach Lösungen, falls das nötig ist. Jede Woche sitzen wir zusammen und besprechen Langzeitabsenzen und andere Fälle, um die nächsten Schritte zu definieren. Das mag ein wenig starr klingen, aber wöchentliche Absprachen liefern sehr gute Ergebnisse. Heute erhalten alle Temporär-Mitarbeitenden vor einem Einsatz klare Anweisungen, wie sie bei einem Unfall oder einer Krankheit vorgehen sollen. Darüber hinaus bietet Securiman, eines der Unternehmen der Gruppe, Schulungen zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz an. Dies ist ein echtes Plus, da es bei Leiharbeit mehr Unfälle gibt als bei fest angestellten Arbeitnehmenden. Deshalb ist die Sensibilisierung zentral.» Ergebnisse «Innert fünf Jahren hat Interiman sowohl die Kosten im Zusammenhang mit Absenzen, Krankheiten und Unfällen deutlich gesenkt als auch das Unfallrisiko. Denn ein rigoroses Management der Risiken bietet auch wertvolle Informationen für die Prävention. Stellen wir beispielsweise wiederholte Unfälle in einem Betrieb fest, suchen wir gemeinsam mit dem Betrieb nach Massnahmen, um Ähnliches in Zukunft zu vermeiden. Und wir integrieren die Erkenntnisse in unsere Schulungen.» Herausforderungen «Als ich vor sechs Jahren zu der Interiman Group stiess, ging jede der heute 71 Agenturen mit den Meldungen von Unfällen und Krankheiten ihrer Temporär-Mitarbeitenden unterschiedlich gewissenhaft um. Das führte zu Verzögerungen und mangelnder Nachverfolgung. Es ist zentral, nach einem Unfall so rasch wie möglich alle Informationen einzuholen. Mein Ziel war es deshalb, diese Datenerfassung zu optimieren, ihre Nachverfolgung zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass sich die abwesenden Personen betreut und unterstützt fühlten.» «Proaktives Handeln ist der Schlüssel, um Absenzen zu verringern und die Prävention zu verbessern.» Urs Suter, Leiter Administration von Interiman Group Services SA Suva benefit 4/2024 17

Schadstoffe auf dem Bau PAK und PCB – was tun? Asbest ist nicht der einzige problematische Stoff, der in früheren Jahren in der Schweiz verbaut wurde. Auch PAK oder PCB verbergen sich in Materialien, die deshalb heute bei Um- und Rückbauarbeiten die Gesundheit von Mitarbeitenden gefährden. PCB zum Beispiel in Fugendichtungen oder Farben. Informationen zum Umgang damit gibt es auf unserer Webseite und in mehreren Factsheets. Vorsicht! Schadstoffe bei Um- und Rückbauarbeiten Webseite: suva.ch/bauschadstoffe Arbeitssicherheit / Gesundheitsschutz Das Kursprogramm 2025 ist da Sichere und gesunde Arbeitsplätze sind essenziell, um langfristig betrieblichen Erfolg sicherzustellen. Deshalb braucht es Mitarbeitende mit fundierter Ausbildung in Sachen Sicherheit und Gesundheitsschutz. Unsere Kurse und Lehrgänge 2025 stehen bereit für Ihre Anmeldung. Überzeugen Sie sich von unserem Aus- und Weiterbildungsangebot. Jetzt informieren Kursprogramm 2025: suva.ch/88045.d Alle Informationen zum Kursangebot: suva.ch/ausbildung Holzstaub Absauganlagen richtig planen und betreiben Holzstaub und -späne bergen Gesundheits-, Brand- und Explosionsrisiken. Deshalb braucht es in der Holzverarbeitung richtig geplante Absauganlagen. Wer hier Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz berücksichtigt, sorgt für einen sicheren Betrieb vor. Die neue Publikation fasst die wichtigsten Sicherheitsaspekte zusammen. Absauganlagen für Holzstaub und Späne Informationsschrift, A4: suva.ch/44100.d Schreinergewerbe Umgang mit Asbest richtig instruieren Bei Gebäuden, die vor 1990 erbaut wurden, ist das Vorhandensein von Asbest die Regel, nicht die Ausnahme. Vorgesetzte sind deshalb aufgefordert, ihre Mitarbeitenden für Arbeiten in solchen Gebäuden so zu instruieren, dass sie sicher mit dieser Gefahr umgehen können. Dabei helfen unsere Instruktionstipps fürs Schreinergewerbe. Die neue Publikation vermittelt für sechs typische Arbeitssituationen im Berufsalltag, worauf es bei der Instruktion und der Arbeitsausführung im Einzelnen ankommt. Sie ergänzt als praxisorientierte Hilfestellung die bestehenden Branchenregeln Asbest. Asbest erkennen, beurteilen und richtig handeln. Instruktionstipps für das Schreinergewerbe Informationsschrift, A5: suva.ch/88337.d 18 Suva benefit 4/2024

1. Preis: Digitaluhr Wie hat Ihnen diese «benefit»-Ausgabe gefallen? Machen Sie bis am 24. Februar 2025 bei unserer Umfrage mit und gewinnen Sie einen der tollen Preise. Hier geht es zur Umfrage: suva.ch/benefit-umfrage Ihr Feedback zum «benefit» 3. Preis: Badmintonschlägerset Explosionsschutz. Grundsätze, Mindestvorschriften, Zonen Informationsschrift, A5: suva.ch/2153.d Holzelementbau. Sicherheit durch Planung Informationsschrift, A4: suva.ch/66135.d Achtung, Stromschlag! Einsatz von Arbeitsmitteln in der Nähe von Freileitungen Informationsschrift, A4: suva.ch/66138.d Druckluft: die unsichtbare Gefahr. Blaspistolen und Kupplungen: Schutzziele und Lösungen Informationsschrift, A4: suva.ch/44085.d Asbest erkennen, beurteilen und richtig handeln. Branchenregeln Asbest für Fachkräfte der Gebäudetechnik Broschüre, A6/5: suva.ch/84053.d Neu oder überarbeitet auf suva.ch Eine Liste aller neuen oder überarbeiteten Publikationen für die Prävention von Unfällen und Berufskrankheiten finden Sie auf suva.ch/publikationen Asbest erkennen, beurteilen und richtig handeln. Branchenregeln Asbest für Elektrizitätsunternehmen Broschüre, A6/5: suva.ch/84059.d Bodenöffnungen Checkliste, A4: suva.ch/67008.d Ortsfeste Leitern Checkliste, A4: suva.ch/67055.d Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) Checkliste, A4: suva.ch/67091.d Schützen Sie sich vor blutübertragbaren Krankheiten. Ich habe mich gestochen Merkzettel im Taschenformat, 90 × 140 mm: suva.ch/2863.d Ich habe mich gestochen! Informationsblatt, A4: suva.ch/2865.d Cleveren Transfer ausprobieren Parcours für Pflege- und Betreuungsdienste Ein neues Präventionsmodul gibt Pflege- und Betreuungsdiensten einen ersten Einblick in den Cleveren Transfer: das Prinzip, Transfers von Personen mit kleinen Hilfsmitteln körperschonend und ressourcenorientiert zu bewältigen. Mit den zur Verfügung gestellten Hilfsmitteln absolvieren die Teilnehmenden fünf Posten zu den gängigsten Transfersituationen und probieren aus, wie diese optimal ausgeführt werden. Hilfsmittelparcours aus dem Koffer Präventionsmodul, do it yourself: suva.ch/praeventionsmodule Stichwort «Hilfsmittel» eingeben Unsere Publikationen können Sie online bestellen. Geben Sie dafür die jeweilige Publikationsnummer im Suchfeld unserer Website ein: suva.ch Publikationen 2. Preis: Standmixer Suva benefit 4/2024 19

Tragen Sie immer einen Velohelm. Verwenden Sie helle Kleidung und Reflektoren für bessere Sichtbarkeit. Prüfen Sie regelmässig Bremsen, Licht, Reifen und Kette. Lassen Sie Ihr Velo jährlich von einer Fachperson warten. Verhalten Sie sich gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden rücksichtsvoll. Sicherheit und Toleranz haben immer Vorrang. Planen Sie vorher Ihre Route und nehmen Sie sich genügend Zeit für die Fahrt. Informieren Sie sich über die Strassenverhältnisse. Cool bleiben bei Schnee und Eis. Der Experte zeigt, wie es geht. Informieren Sie sich jetzt auf suva.ch/velo für sichere Festtage und ein gutes neues Jahr. S100479.d

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