«Mein Ansporn: Ich will nicht, dass jemand anderem etwas so Schlimmes passiert wie mir mit 18 Jahren.» Beat Eggimann, Volken Group Fehlt euch eine Rolle, um noch mehr Wirkung erzeugen zu können? Natascha: Nein. Ich habe das Privileg, in einer Firma zu arbeiten, in der die Geschäftsleitung Wert auf unsere Meinung legt. Unsere Expertise kann einen wesentlichen Beitrag zur Prävention leisten und somit auch die Reputation des Unternehmens schützen. Vielfältige Kompetenzen gefragt Ihr habt aufgeschrieben, welche Kompetenzen SiBes haben sollten, nämlich Ehrlichkeit, Empathie, Fachkompetenz, Lernbereitschaft, Offenheit, Organisationstalent, Rückgrat, Strukturiertheit, Vertrauen, Vorbild sein, zuhören können. Warum genau diese? Beat: Ohne Fachkompetenz könnte ich auf der Baustelle nicht erkennen, ob die Mitarbeitenden ihre Arbeit sicher machen und welche Lösungen auch denkbar wären. Natascha: Ich finde Rückgrat zentral. Ich weiss nicht, ob ich je wieder zur Arbeit gehen könnte, wenn sich jemand verletzt hat, nur weil ich Angst hatte, die Person mit den Sicherheitsanweisungen und Regeln zu verärgern. Auch Lernbereitschaft ist wichtig: Weil mein Chef diese bei mir gespürt hat, hat er mich als 21-Jährige eingestellt. Ohne geht es in diesem Job nicht, denn jedes Jahr ändern sich die Regeln. Mit neuen Maschinen tauchen auch immer wieder neue Gefahren auf. Gitte: Ich arbeite mit 59 verschiedenen Kulturen zusammen, jede ist ein bisschen anders. Mit Empathie merke ich, wo der Schuh drückt. Plappere ich etwas aus, das mir jemand unter vier Augen gesagt hat, ist das Vertrauen kaputt. Dann kommt niemand mehr zu mir. Gibt es irgendwo in der Schweiz eine Person, die all diese Kompetenzen abdecken kann? Gitte: Vieles bringt man schon mit, einige Kompetenzen kann man lernen. Gute SiBes bringen zum Beispiel Empathie mit. Niemand geht in einen Suva-Kurs nach Luzern und ist nachher plötzlich empathisch. Natascha: Arbeitssicherheit ist kein Beruf, nach dem die Leute schreien. Oft haben die SiBes persönliche Erfahrungen mit Unfällen gemacht und wollen sich bewusst für die Sicherheit engagieren. Sie bringen also tatsächlich einiges mit. Die Schattenseiten Habt ihr auch schon gesagt: «Mir reicht es, ich schmeiss meine Arbeit hin»? Gitte: Das kommt mir bekannt vor. Beat: Wenn ich einen Bauarbeiter auffordere, seinen Helm anzuziehen und nach fünf Minuten ist sein Kopf wieder ungeschützt, finde ich dies schon mühsam. Welche Strategien habt ihr gegen das Aufhörenwollen? Beat: Erstens ist Sicherheit meine Leidenschaft, dafür lebe ich und das gebe ich nicht einfach so auf. Zudem nehme ich mehrmals pro Jahr eine Woche Ferien und suche meine Ruhe bei meiner zweiten Leidenschaft, dem Tauchen. Gitte: Das ist praktisch, da «schnorret» auch keiner unter Wasser. Beat: Ganz genau. Danach stecke ich solche Situationen wieder besser weg. Im konkreten Fall mit dem fehlenden Helm gab es zuerst eine Sitzung mit der Person, dem Abteilungsleiter und dem PersonalHohe Aufmerksamkeit unter drei Fachkräften, die alle das Gleiche tun: sich mit Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im eigenen Unternehmen beschäftigen. 8 Suva benefit 4/2024
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