Benefit 04/2024

Energie tanken Woraus schöpft ihr Kraft? Gitte: Eindeutig durch den Austausch mit den Leuten. Ich gehe einfach in den Betrieb raus und suche den Kontakt. Hin und wieder kommt jemand auf mich zu und bedankt sich für etwas. Es kam auch schon vor, dass ich gedacht habe: «Oh, das habe ich gemacht? Das war mir gar nicht so bewusst.» Natascha: Es mag eine Generationenfrage sein, ich weiss es nicht. Bei mir ist es auf jeden Fall so: Seit Abschluss meiner Lehre ist mein Vorsatz, nie in einer Firma zu arbeiten, in der ich nicht glücklich bin. Ich muss auf dem Weg zur Arbeit keine Freudensprünge machen. Aber ich bleibe nur, wenn ich grundsätzlich zufrieden und glücklich bin. In meinem aktuellen Job bin ich das. Und wenn es dir doch schlecht geht, was hilft dir dann? Natascha: An einem solchen Tag gehe ich am Mittag raus in einen Park und beschäftige mich mit dem, was mich als Menschen glücklich macht. Ich atme durch, distanziere mich und gehe dann wieder zurück. Beat: Als ich gerade mal 18 Jahre alt war, wurde ich in einen tödlichen Unfall verwickelt. Es folgte eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Das Gericht bestätigte zum Glück, dass mich bei diesem Drama keine Schuld traf. Aus diesem Erlebnis habe ich eines gelernt: Ich will nicht, dass jemand anderes auch so etwas erleben muss. Das ist seither mein Ansporn. Natascha: Vor allem, wenn es vermeidbar gewesen wäre. Es gibt viele Situationen im Leben, die nicht vermeidbar sind. Aber es gibt auch so viele, bei denen man etwas tun kann. Beat: Und es gibt so vieles, das man tun kann: so viele verschiedene Möglichkeiten, um die Menschen zu schützen. Setzt ihr diese emotionalen Geschichten in eurer Kommunikation im Unternehmen ein? Natascha: Mit Bedacht, denn es ist ein schmaler Grat zwischen dem Darstellen der Realität und Angstmacherei. Ist Angst im Spiel, passieren noch mehr Unfälle. Gitte: Da bin ich einverstanden, ich benutze diese Geschichten aber schon ab und zu. Zum Beispiel wenn ich sage: «Willst du wirklich zu jemandem nach «Mein Partner lacht mich aus, wenn ich im Ausgang bei einem Defibrillator sofort anhand des Datums checke, ob er noch einsatzfähig ist.» Natascha Schoch, IBM Research Fühlt sich bei ihrem Arbeitgeber wohl und sieht viel Sinn in ihrem Engagement: Natascha Schoch. Hause gehen müssen mit der Botschaft, dass der Partner von der Arbeit nicht mehr zurückkommt?» Beat: Für mich ist es nicht ein Angstmachen. Sondern die Aussage, dass ich mich um jemanden sorge. Im Sinne von: «Ich will nicht, dass dir das auch passiert.» Natascha: Ich finde, unsere Berufsgruppe hat sowieso einen etwas anderen Blick auf die Welt. Mein Partner lacht mich jeweils aus, wenn ich im Ausgang in Zürich einen Defibrillator sehe und sofort anhand des Datums checke, ob er noch einsatzfähig ist. Oder mich in den Ferien darüber aufrege, dass der Feuerlöscher nicht richtig platziert ist. Ein Wunsch frei Bald ist Weihnachten. Was wünscht ihr euch für die Sicherheit in eurem Betrieb? Natascha: Die hohen Anforderungen an Reportings können manchmal eine Herausforderung sein. Ich wäre froh, wenn wir ab und zu mehr Fokus auf Kernaufgaben und Sicherheit setzen könnten und weniger auf die internationalen Administrationen. Beat: Ich hätte gerne ein Budget zur Verfügung, um gewisse Massnahmen noch rascher umsetzen zu können. Gitte: Ich wünsche mir, dass sich die Mitarbeitenden mehr um ihre eigene Gesundheit kümmern. Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews unter anderem Tipps und Tricks zur Kommunikation mit Mitarbeitenden, Führungskräften und der Geschäftsleitung: suva.ch/roundtable Roundtable, Teil 2 10 Suva benefit 4/2024

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY2NDg=