Kaum jemand, der mit Sicherheit und Prävention zu tun hat, findet Zeit, sich mit der eigenen Rolle zu beschäftigen. Wir haben drei Sicherheitsprofis zum Gespräch getroffen und gefragt, was sie an ihrer Arbeit schätzen und ob sie manchmal auch verzweifeln. Text: Stefan Joss; Fotos: Dominic Steinmann Wir sprechen heute unter anderem über eure Rollen im Betrieb. Ihr habt euch selbst als Anlaufstelle, Dienstleisterin, Google, Helfer, Nervensäge und Umsetzerin bezeichnet. In welcher Rolle fühlt ihr euch am wohlsten? Natascha Schoch: Ich finde die Anlaufstelle am besten. Das sollten wir für die Mitarbeitenden sein. Beat Eggimann: Ich bin Google, denn man kann mich alles fragen, und ich weiss meistens eine Antwort. Ich sehe mich zudem als Dienstleister und Umsetzer. Gitte Björn: Ich fühle mich überall wohl. Sogar als Nervensäge? Gitte: Sogar als Nervensäge – mein CEO kann das bezeugen. Niemand will Polizei spielen. Warum? Gitte: Die Polizei sucht Schuldige. Als Sicherheitsbeauftragte (SiBe) lernst du bei der Unfallabklärung von Beginn weg: Suche nach Möglichkeiten, um Unfälle zu verhindern. Nicht nach Schuldigen. Roundtable «Ich lebe für die Sicherheit» Vorgeschlagene Rollen: Anlaufstelle, Berater, Dienstleisterin, einsamer Rufer in der Wüste, Freundin, Google, Helfer, Kämpferin, Nervensäge, Polizist, Treiberin, Überzeuger, Umsetzerin sowie Verfechter. Natascha: Die Polizistenrolle stünde zudem im Widerspruch zu den anderen. Niemand geht zur Polizei und sagt: «Ich habe etwas falsch gemacht. Was würdet ihr mir raten?» Wir sind eine vertrauensvolle Anlaufstelle. Welche Rolle nimmt man denn ein, wenn man STOPP sagt? Beat: Ganz klar die des Helfers. Mit dem STOPP unterstütze ich die Mitarbeitenden dabei, am Abend wieder gesund nach Hause gehen zu können. Ich gehe nicht auf die Baustelle, um herumzubrüllen. Ich frage: «Warum machst du das so?», damit ich es verstehen und helfen kann. Gitte: Das «STOPP, komm von der kaputten Leiter herunter» ermöglicht genau das: Zu schauen, warum jemand etwas so tut. Oft möchten die Mitarbeitenden dem Unternehmen etwas Gutes tun. Sie sagen sich: «Wenn ich das noch schnell mache, sind wir früher fertig.» Niemand kommt am Morgen ins Geschäft und sagt: «Heute will ich mein Bein brechen.» Suva benefit 4/2024 7
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